Erfolgreicher Wirtschaftsgipfel Deutschland

Digitalisierung muss positiv gedacht und gelebt werden. Warnung vor Stillstand. Perspektiven erkennen und Chancen nutzen.
Erfolgreicher Wirtschaftsgipfel
26
Sep

Wir müssen Digitalisierung leben

Ein spannender Wirtschaftsgipfel Deutschland im Grandhotel Hessischer Hof in Frankfurt eröffnete neue Perspektiven und stieß Umdenkprozesse an. Warnung vor Stillstand. Digitalisierung muss positiv gedacht werden.

Am 22. September diskutierten Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft mit dem Publikum über das Thema Digitalisierung und deren Folgen. Der Veranstaltungsort war diesmal das Grandhotel Hessischer Hof in Frankfurt. Die Fragestellungen in der Diskussion waren vielfältig: Verschlafen wir unsere Zukunft, weil wir uns auf unseren Erfolgen ausruhen, Angst vor Umbrüchen haben und zu viel regulieren? Was können Gesellschaft und Politik ändern, welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden und wie können sich Unternehmen neu aufstellen, um den digitalen Wandel zu meistern? Was müssen wir tun, um den Rückstand aufzuholen? In vielen Paneldiskussionen, direkten Gesprächen und im neuen Format Ask & Discuss wurden Fragen aufgeworfen und Lösungen ausgetauscht. Im exklusiven Rahmen und auf Augenhöhe konnten Teilnehmer und Diskutanten miteinander diskutieren. Erneut zeigte sich, dass genau diese sehr persönliche Atmosphäre und der bewusst klein gehaltene Kreis bei Besuchern und Gästen sehr gut ankam. Der Wirtschaftsgipfel Deutschland bleibt damit seinem Motto „Seit 2005 anders“ treu und bot einen Tag lang nachhaltige Inspirationen für ein neues Denken mit Quer- und Vordenkern.

Innovationen für die Gesellschaft

Wie Innovationen aus sehr speziellen Segmenten weitreichende makroökonomische Effekte haben, zeigt sich am Innovator Raumfahrt. Das Thema stand in der Keynote „Die Zukunft liegt in den Sternen“ von Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund, Vorsitzende des Vorstands, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, und im anschließenden Gespräch von ihr mit Manfred Jaumann, Airbus Space Systems, Vice President Head of Microgravity Payloads & Sounding Rockets, im Mittelpunkt. Anhand von vielen praktischen Beispielen wie der Gleitsichtbrille, Klima- und Wetterprognosen oder der Waschmaschine ohne Wasser zeigten sie, wie sich Investitionen in Hochtechnologie für die Gesellschaft auszahlen – und wie wichtig Investitionen und technologie-freundliche Rahmenbedingungen sind, um Fortschritt und Zukunftsfähigkeit zu fördern. Um die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung drehte sich der unterhaltsame Talk von Sandra Gröll, RTL Exklusiv, und Roland Koch, Aufsichtsratsvorsitzender der UBS-Europe SE. Mitglied im Aufsichtsrat der Vodafone Deutschland und Mitglied des Stiftungsrates der Peter-Dussmann-Stiftung. Dabei wurde eines deutlich: An Innovationen fehlt es Deutschland nicht. Wir behindern uns oft selbst, durch Überregulierung und Angst vor Fehlern. Für Koch hat Deutschland u.a. ein Transferproblem.

Mut zu Fehlern, Abbau von Regularien gefordert

Was große Unternehmen von kleinen Start-ups lernen können, wurde im Interview von Alexandra Barth, Senior Vice President Consumer Solutions, Member of the Executive Board, HRS – HOTEL RESERVATION SERVICE, und Eric-Jan Krausch, Gründer und Geschäftsführer, Acomodeo, deutlich. Neben Einblicken in den Unternehmensalltag und den vielen Fehlern, die man machen kann, zeigte sich, dass es eine andere Unternehmenskultur braucht, um Digitalisierung und Innovation zu leben und positiv für das eigene Unternehmen umzusetzen. Wie man Digitalisierung voranbringen kann und welche Rahmenbedingungen dafür notwendig sind, diskutierten im Anschluss Achim Berg, Präsident, Bitkom e.V., Dr. Dietmar Bartsch MdB, Vorsitzender der Fraktion, DIE LINKE, und Frank Schäffler MdB, Bezirksvorsitzender der FDP Ostwestfalen-Lippe, Mitglied des FDP-Landesvorstandes Nordrhein-Westfalen. Neben der Technik, Stichwort Netzqualität und Netzversorgung, geht hier um neue Denkprozesse in Verwaltung und Gesellschaft.

Nicht alles kann und muss reguliert werden, Ängste vor der Digitalisierung müssen abgebaut, die Chancen der Digitalisierung positiv erzählt werden – das war auch die Quintessenz der Diskussion von Christoph Bornschein, CEO, Torben, Lucie und die gelbe Gefahr, und André Schwämmlein, Co-Gründer und Geschäftsführer von FlixBus. Hier wurde zudem das Versagen der Eliten thematisiert. Der Fortschrittsoptimismus sei einer negativen Weltsicht gewichen. Das hat weitereichende Folgen – für die Attraktivität des Standortes Deutschland, aber auch für die nachfolgenden Generationen. Es fehlt an Investitionen in Bildung und am Verständnis für die digitalen Chancen. Deutschland bzw. Europa müssen eine eigene Position beziehen und ihre Rolle neben Amerika und China einnehmen. Wer alles amerikanischen oder chinesischen Konzernen wie Google, Amazon oder Alibaba überlässt, riskiert, dass kulturelle Werte wie Solidarität oder Individualität in Zukunft keine Rolle mehr spielen.

Das Thema Digitalisierung in der Finanzwirtschaft diskutierten Mick Knauff, Börsen- und Wirtschaftskorrespondent, Dennis Austinat, Head of Germany, Austria and Switzerland, eToro, Gabi Wilwers, Chief Financial Officer, The Coatinc Company Holding GmbH, und Frank Schäffler. Alle waren sich einig, dass die Kryptowährung kommt und Bargeld eine immer geringere Rolle spielen wird. Die Bankenszene, wie wir sie kennen, wird es in Zukunft so nicht mehr geben. Hier werden digitale Prozesse radikale Umbrüche, aber auch Perspektiven eröffnen. Man dürfe vor den Entwicklungen nicht davonlaufen, man muss sie annehmen und eigene Antworten finden – im europäischen Kontext. Denn nur der europäische Binnenmarkt bietet genügend Potential. Wie der Mittelstand das Projekt Digitalisierung angeht und wie er es ganz praktisch umsetzt, stand auf dem Podium von DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT im Mittelpunkt. Marco van der Meer, Geschäftsführender Gesellschafter van der Meer Gruppe GmbH (VDMG), Dr. Annett Tischendorf Geschäftsführende Gesellschafterin TEMPTON Holding GmbH, und Prof. Dr. Nadine Kammerlander, Leiterin des Institut für Familienunternehmen an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar, gaben hier viele praktische Ein- und Ausblicke.

Digitalisierung braucht einen ethischen Rahmen

Das Thema digitale Ethik stand zum Abschluss des Wirtschaftsgipfel Deutschland in zwei Podien auf dem Programm. Zuerst näherten sich Sven Rühlicke, Geschäftsleiter Digital, Chief Digital Officer (CDO), Antenne Bayern GmbH & Co. KG, Dr. Eberhard Schnebel, Group Risk Management, Commerzbank AG, und Dr. Marie-Luise Sessler, Mit-Gründerin und Leiterin des innovationLabs der Frankfurter Sparkasse, dem Thema aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln, ehe Bernd Zehnter mit Manfred Pentz, MdL und Generalsekretär CDU Hessen, im (Streit-) Gespräch die Frage „Muss das Internet weg?“ diskutierten. Klar wurde, dass wir das Internet brauchen, aber mit einer neuen, digitalen Ethik, mit klaren Regeln und Verhaltensweisen. Das muss gelernt und verstanden werden. Beide unterstrichen: Wir verstehen noch zu wenig von der Digitalisierung, weil sich große Teile der Gesellschaft damit nicht wirklich beschäftigen. Von der Verwaltung über die Unternehmen bis hin zu den Bildungseinrichtungen wird noch zu wenig „digital“ gelebt, nur die Risiken, nicht aber die Chancen werden erkannt. Digitalisierung kann – richtig verstanden und umgesetzt – ein Segen sein. Ein Beispiel dafür ist die digitale Arztpraxis für ländliche Regionen. Damit könnte der etwa der Versorgungsnotstand, Stichwort virtuelle Praxis oder Telemedizin, schnell behoben sein.

Auch 2019 wieder in Frankfurt

Der Wirtschaftsgipfel Deutschland, eine Veranstaltung der DA! GmbH aus Darmstadt, wird auch 2019 wieder im Grandhotel Hessischer Hof veranstaltet. Diesmal am 28. September mit EU-Kommissar Günther Oettinger und vielen anderen Diskutanten. Das Thema 2019: Deutschland denkt sich neu. Europäisch, innovativ, digital.

Weitere Informationen und Impressionen: Wirtschaftsgipfel Deutschland Review 2018