Digitalisierung und Vernetzung – den Change gestalten
Ein Gastbeitrag von Wolfgang Tiefensee, Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft. Wolfgang Tiefensee ist Diskutant auf dem Wirtschaftsgipfel Deutschland, Podium „Europa im Wandel”.
Im 21. Jahrhundert über Wandel zu reden, bedeutet vor allem auch, von Digitalisierung zu sprechen. Die Digitalisierung ist ein Prozess, der weit über technologische Veränderungen hinausgeht. Sie wird das Leben der Menschen auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene mitbestimmen, vom Arbeitsalltag jedes Einzelnen bis hin zu der Art und Weise, wie globale politische Entscheidungen getroffen werden. Eine solche Entwicklung ist nichts Neues: Schon immer haben entscheidende technische Errungenschaften einen bedeutsamen gesellschaftlichen Wandel vorangetrieben. Wer weiß, vielleicht wären das 18. und 19. Jahrhundert ohne Erfindung der Dampfmaschine oder des mechanischen Webstuhls ganz anders verlaufen.
Digitalisierung als Motor der Veränderung
Digitalisierung steht nicht nur für eine bestimmte Technologie. Die Stichworte sind: Intelligenz der Produkte, Generierung von Daten und deren intelligente Verwertung. Darüber hinaus entstehen neue Möglichkeiten der Vernetzung und Kooperation. Bereits heute sind mehr als 20 Milliarden Geräte und Maschinen über das Internet vernetzt, im Jahr 2030 wird sich diese Zahl mehr als verzwanzigfacht haben. Diese Vernetzung ermöglicht global abgestimmte Arbeitsprozesse, unabhängig von Entfernungen oder Zeitzonen. Digitalisierung und Vernetzung können so Motor für Wachstum und Wohlstand sein. Dies setzt jedoch voraus, dass auch die Menschen auf diesem Weg mitgenommen werden. Die Digitalisierung greift umfassend in die Arbeitswelt ein; schon jetzt werden manche Arbeitsschritte, beispielsweise in der Automobilindustrie, vollständig von Robotern ausgeführt. Ziel ist es, durch intelligente Produktionsverfahren eine höhere Produktivität und Effizienz zu erreichen. Industrie 4.0 ist das Zauberwort. Dabei dürfen die Arbeitnehmer jedoch nicht auf der Strecke bleiben. Für sie muss es ständige Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten geben, sozusagen die Arbeit 4.0.
Ob die Digitalisierung einen genauso bedeutenden Wandel herbeiführt wie zum Beispiel die Dampfmaschine – diese Frage stellt sich schon längst nicht mehr. Vielmehr muss die Frage beantwortet werden, welche Richtung die Akteure aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft diesem Wandel geben wollen. Denn noch können sie darauf Einfluss nehmen, sodass Digitalisierung und Vernetzung schließlich tatsächlich Motor von Wachstum und Wohlstand sein können.
Wolfgang Tiefensee auf dem Wirtschaftsgipfel Deutschland
»EUROPA IM WANDEL« Neuausrichtung, Zerfall, Wandel? Wo geht die Reise hin nach Brexit, Trump und Flüchtlingskrise?
Mit Elmar Brok, MdEP, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlament; Prof. James Bindenagel, US-Botschafter a.D., Henry-Kissinger-Professur Universität Bonn; Dirk Bremer, Präsident Travel Industry Club.
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Wolfgang Tiefensee und Europa? Lesen Sie hier die Debatte in XING-Klartext.
